Die Kirche: Ein Fußballklub
Peter Pawlowsky in QUART 3/2011 über die Kirche als Fußballverein...
Trainerwechsel wäre fällig

Es ist immer schwierig, die Kirche, die sich für eine unvergleichliche societas perfecta hält, mit einer weltlichen Institution zu vergleichen. Und sooft man dazu genötigt ist, um das mysterium ecclesiae einfachen und fernstehenden Gemütern verständlich zu machen, muss man sich den Vorwurf grober Verkürzung gefallen lassen. Da kann man wirklich dankbar sein für einen Vergleich aus bischöflichem Mund, der uns quasi lehramtlich entlastet: Die Kirche als Fußballverein – das sei, so Kardinal Schönborn, eine erlaubte Komparation.

 

Bischöfe als Klubmanager und Trainer

„Stellen Sie sich vor, im Fußballklub wird zum Ungehorsam gegen den Trainer oder Klubmanager aufgerufen. Und zu einer Änderung der Spielregeln aufgefordert.“ Und daher könne er den „ ‚Aufruf zum Ungehorsam‘ in dieser Form sicher nicht stehenlassen“.(1) Ohne Zweifel versteht sich der Bischof als Klubmanager und Trainer, während seine Spieler in ganz Österreich als Pfarrer tätig sind. Wozu? Um guten Fußball zu zeigen und möglichst viele Spiele zu gewinnen, damit die Fans die Stadien massenhaft besetzen. Denn nur viele Fans bringen das nötige Geld, um den Klubbetrieb ordentlich aufrecht zu erhalten.

 

Fußball ohne Fans?

Nun laufen aber die Fans der Kirche davon, die Spieler sind erschöpft und Siege sind selten geworden. Aber das Management verbietet sich jede Kritik. Spieler, die sich solche Kritik erlauben, werden des Platzes verwiesen, denn das Management ist unfehlbar und für ein Turnier auf der Wiese hinter dem Pfarrhaus gibt es ja noch eine Handvoll Fans, die bereit sind zu jubeln. Darauf wollen sich aber potente Spieler nicht einlassen. Sie haben es satt, vom Management in einen unterklassigen Spielbetrieb getrieben zu werden. Wenn Jahr für Jahr mehr Fans dem Klub den Rücken kehren, müssen die Trainer ausgewechselt werden. So ist das Brauch in der Fußballwelt.

 

Spieler stören nur

Was bedeutet es dann, wenn der oberste Präsident des Fußballklubs nach Spanien reist und hunderttausende Fans auf die Beine bringt? In seinen Reden weckt er die Hoffnung auf neue Spielerfolge, aber wenn man ihn fragt, ob er die Aufstellung der Mannschaft ändern wird, lehnt er dieses Ansinnen strikt ab. Der oberste Präsident begeistert die Fans, aber wenn Sie nach Hause kommen, suchen sie vergeblich nach Spielern, die fit ins Match laufen können.

Der Vergleich der Kirche mit einem Fußballklub ist lehrreich: Erfolglose Trainer werden gekündigt. Oder die Bischöfe machen es ihrem obersten Präsidenten nach, laden von Zeit zu Zeit eine größere Zahl Fans in ihr Palais ein und erzählen ihnen von der Begeisterung und Spielleidenschaft vergangener Tage. Dann sind Spieler nicht mehr nötig, sie stören nur, und wenn sie ungehorsam sind, sollen sie ausscheiden. Der Bischof und seine Fans repräsentieren die Kirche voll und ganz.

Und jede solche pontifikale Erzählung müsste mit jenem Rilke-Zitat enden, das der belesene Bischof Kapellari so gern verwendet: „Wer spricht von Siegen? Überstehn ist alles.“(2)

 

(1) Der Standard 13./14./15. August 2011, Seite 13.

(2) Requiem für Wolf Graf von Kalckreuth, Rainer Maria Rilke, Sämtliche Werke, Insel-Verlag MCMLV, Erster Band, S. 659 .

 

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